Wochen 7 bis 10: Wandern, Fischen, Roadtrip und Projekte
22.10.2012 22:38
Woche 7,8:
Gar nicht so einfach einen Blog up-to-date zu halten, wenn man nie daheim ist:-). Zum verdienten Ausgleich neben dem harten Studium gehen wir hier nämlich relativ viel wandern. Da die höchsten Berge hier in der Umgebung alle so um die 1000 bis 1200m hoch sind, ist der Aufwand überschaubar. Man startet aber auch fast auf Seehöhe. Die Wege, falls vorhanden, sind meistens sehr matschig und lose. Ein paar Wandererfahrungen schaden daher nicht. Ein weiterer cooler Ausgleich ist das Fischen hier. An guten Tagen fangen wir zu fünft ca. 15 Fische in drei Stunden. Meist Makrelen (makrels) und Dorsch (codfish). Es ist jedoch gefährlich die Fische sichtbar liegen zu lassen, da die Möwen uns immer wieder welche klauen und davonfliegen. Die Schweine! Man kann in Hafennähe auch Tintenfische angeln. Sehen sehr cool aus mit ihren leuchtenden Augen. Wenn man sie vom Haken nimmt bekommt man allerdings schnell eine Riesenladung „Tinte“ verabreicht. Und die ist Pechschwarz. Auf den großen Lachserfolg warten wir noch immer ungeduldig.
Woche 9:
An der Uni wurde mal so nebenbei gefragt, was wir denn in der einen Woche „Lernferien“ so machen werden. Verdammt, welche „Lernferien“? Kein Mensch hat uns darüber informiert, dass es hier eine Art inoffizielle freie Woche Anfang Oktober gibt. Also haben wir sofort agiert: à Wir machen wieder einen Roadtrip. Fünf Leute, ein Auto, eine Woche Zeit, Null Vorbereitung (sind ja schließlich Wikinger). Diesmal ging es die Küste entlang abwärts von Aalesund aus über Bergen, Stavanger, Kristiansand nach Oslo und über Lillehammer zurück nach Aalesund. In Summe 2200km und zig Fähren. Dank der tollen Beschränkungen hier erreichten wir eine stolze Durchschnittsgeschwindigkeit von ganzen 52km/h!!! Also verbrachten wir an die 44h in der Karre! Einem Citroen C5. AAAARRRRHHHH! Geschlafen wurde in Cabins auf Campingplätzen, sowie in Wohnungen von Studienkollegen oder deren Verwandten. Und das Beste ist: wir haben alles kurzfristig organisiert und es hat super funktioniert.
Station 1 Bergen: Eine sehr schöne Hafenstadt mit umfangreichem Fischmarkt und die regenreichste Großstadt Europas. Wir bekamen dankenswerter Weise, sozusagen eine Touristenkostprobe verabreicht! Als wir ankamen und in den Ort spazierten war Schönwetter. Zehn Minuten lang. Danach hat es waagerecht aus Kübeln geschüttet! Echt brutal, wir waren wirklich sau-nass! Hat aber genauso schnell aufgehört wie es angefangen hat. Dann haben sich Sonnenschein und Pechschwarzer Himmel abgewechselt. Die berühmten Bryggen sind ein UNESCO Kulturerbe und stellen die Kais der Handelsschiffe dar. Alles sehr schöne, nach den Originalplänen des 14.Jhdt.wiedererrichtete bauten. In Norwegen brannte halt irgendwie schon jede Stadt mal völlig ab. (Stolz auf Holz…;-))
Station 2 Stavanger: Die Öl-Stadt. Ebenfalls eine sehr schöne Stadt. Hier waren wir zwei Tage und haben uns die Stadt sowie das Öl-Museum angesehen und waren wandern auf dem Preikestolen, einem „600m freier Fall“ Felsen. In Stavanger sieht man schwimmende Wunderwerke im Hafen stehen…. da stockt jedem Technikfreak der Atem!!!
Station 3 Kristiansand: Hier waren wir nur kurz, um auf der Durchreise durchzubummeln und was zu essen. Eine der südlichsten Städte Norwegens. Modernste Architektur trifft hier typisch norwegischen Stil. Es scheint eine Reichenstadt zu sein, da hier scheinbar jeder ein Boot hat. Und egal wie klein, unter 125PS findet man gar nix!!! Die Preise nehmen generell zu je mehr man sich Oslo nähert. Und da geht’s auch weiter….
Station 4 Oslo: Die teuerste Stadt der Welt (Noch vor Zürich und Tokio). Als wir das Auto abgestellt haben, waren wir schon 14€ ärmer. Soviel kosten nämlich 2 Stunden parken. Gottseidank konnten wir hier 2 Nächte in der Wohnung eines Kollegen bleiben, denn Wohnen ist hier für Nichtnorweger unleistbar. Die Stadt selbst ist super-modern und es scheint als treffen sich hier die besten Architekten der Welt. Ganz Oslo ist eine Baustelle und überall schießen neue, futuristische Gebäude empor. Wir waren vor dem Königshaus, im Hafen und auf dem Dach des neuen Opernhauses. Hammer! Mit Fortgehen und Party ist hier nix. Oslo gilt zwar als DIE Party Stadt für Studenten, aber auch das feiern ist hier nur den Reichen vorbehalten. Eintritte ab 100€ und Getränkepreise…..puh! Aber egal. Wir waren natürlich auch auf dem Holmenkollen und fuhren auch rauf auf die Schanze. Beste Aussicht auf ganz Oslo! Leider durften wir nicht auf den Bakken. Sicherheitsblabla….
Station 5 Lillehammer: Letzte Sightseeing Station unseres Trips lag auf dem 560km langen Heimweg. Hier besuchten wir die Olympiaschanze von 1994. Im Vergleich zum Holmenkollen natürlich ein Oldtimer ohne Lift, aaaber ….kein Sicherheitsblabla:-). Juhuuu! Echt beeindruckend und auch ein mulmiges Gefühl, da oben zu sitzen. Selbst für kleine Wikinger.
Der Roadtrip war eine super Möglichkeit Norwegen besser kennen zu lernen und natürlich auch ein Riesenspaß. Nach dem Trip bin ich übrigens draufgekommen, dass die „Lernferien nur für Bachelorstudenten gelten. Ups.
Das darauffolgende Wochenende waren wir auf einer Insel namens Stadtlandes (Westkap Norwegens) und jetzt kommt’s: Das ist der Surfhotspot in Norwegen. Und da Wikinger nicht wasserscheu sind, haben wir einen Surfkurs gemacht. Ja, genau. 5 Affen, 5 Boards, ein verzweifelter Surflehrer und ein Meer. Eckdaten: Wetter war super. Wellenhöhe 1,5-2m. Außentemperatur 5°C, Wassertemperatur 11°C. Alles kein Problem dank des dicken Neoprenanzugs samt Fäustlingen, Hauben und Schuhen. So brauchten wir zumindest keine Sonnencreme:-). Das schlimmste war das ausziehen in der Saukälte und das anziehen des kaltfeuchten Anzugs. Horror! Nach ein paar Trockenübungen am Strand durften wir endlich ins „warme“ Meer. Echt super so ein Neopren. Es geht zwar anfangs saukaltes Wasser rein, aber das bekommt sehr schnell Körpertemperatur. So ist es tatsächlich im Wasser wärmer als draußen. Ich war somit vier Stunden im Meer. Es war sehr schwer am Board aufzustehen! Aber nach läppischen 200 Versuchen hat es dann endlich geklappt und ich konnte richtig auf einer Welle surfen. Ganze 1,5 Sekunden lang,……dann hat sie mich gefressen, die Sau! Es war echt spitze und richtig anstrengend. Die Nacht haben wir dann auf der Insel verbracht und bekamen zum krönenden Abschluss einer perfekten Woche auch noch das Nordlicht zu sehen. Wahnsinn!
Woche 10:
Halbzeit! Bin schon wieder seit 2 Monaten hier. Die Zeit vergeht. Die Tage werden immer kürzer hier oben. Täglich um ca. 7 Minuten. Diese Woche ist es so von 9 bis halb 6 hell. Der kürzeste Tag wird der 21.12 hier in Aalesund sein mit 4h 56min. Aber da bin ich schon wieder daheim. Umso kürzer die Tage werden, umso länger werden die Partynächte in unserer Burg und da mittlerweile schon fast jeder Besuch von zuhause bekommen hat, sind die Vorräte wieder aufgefüllt. Muuhahaha!
Die Projekte an der Uni sind auch sehr interessant. Waren letzte Woche bei Rolls Royce im Offshore-Simulator und diese Woche besuchen wir das Antriebswerk dieser unbekannten Firma. Bin schon auf die Schiffsschrauben gespannt. Muss jetzt wieder mal a bissl was studieren, damit ich dann Zeit hab beim ersten Schnee hier auf den Brettern zu stehen.
Bis bald und liebe Grüße in die Heimat
Euer Philipp
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